In einer feierlichen Zeremonie wurde vor wenigen Tagen in Seidlersreuth, einem Ortsteil der Marktgemeinde Falkenberg, die Dorfglocke nach mehreren Monaten Stille wieder in Betrieb genommen und gesegnet. Das Ereignis wurde von der Dorfgemeinschaft gefeiert.
Die Glocke, die mittlerweile über 200 Jahre alt ist und seit Sommer 1993 erstmals elektronisch angetrieben wurde, musste aufgrund eines technischen Versagens für mehrere Monate schweigen. Die Familie von Claudia und Armin Müller, auf deren Anwesen die Glocke angebracht ist, wandte sich an Bürgermeister Matthias Grundler, um die nötigen Reparaturen in die Wege zu leiten. Trotz Bemühungen einer Fachfirma stellte sich bald heraus, dass die mittlerweile 30 Jahre alte Technik erneuert werden musste. Die Firma "Bayreuther Turmuhren" erhielt den Auftrag, Antrieb und Steuerung zu erneuern, wobei sich die Marktgemeinde und die Dorfgemeinschaft die Kosten von rund 4.000 Euro je hälftig aufteilten.
Die Glocke selbst, im Jahr 1791 von Johann Erhard Kissner in der Glockengießerei Neumair in Regensburg gegossen, hat eine faszinierende Geschichte. Soweit bekannt ist, war sie zunächst auf einem eigens dafür errichteten Turm im Dorf angebracht. Erst 1857 fand sie ihren Platz am aktuellen Standort, dem Anwesen der Familie Höfer (heute Müller) das in selbigem Jahr errichtet wurde. Die genaue Reise der Glocke nach Seidlersreuth ist noch nicht vollständig bekannt, weitere Recherchen in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Kirchenarchivar Helmut Köstler in den Archiven von Kirche und Freistaat könnten noch Aufschluss darüber geben, so die Hoffnung.
Die Bedeutung der Glocke für die Dorfgemeinschaft geht über ihre Funktion als Zeitmesser hin-aus. Dreimal täglich ruft sie zum Gebet auf, begleitet Verstorbene aus dem Dorf und erklingt auch als Warnsignal bei Brandereignissen. Für viele Bewohner hat die Glocke einen emotionalen Stel-lenwert, der über die Jahre gewachsen ist.
Um die Wiederinbetriebnahme zu feiern, versammelten sich die Dorfgemeinschaft, Gemeinderäte und der Kirchenarchivar zu einem kleinen Festakt. Pfarrer Günter Höfer segnete die Läutanlage. Er war extra aus Bamberg angereist, da er familiäre Wurzeln in Seidlersreuth hat. Bürgermeister Matthias Grundler erläuterte die Geschichte der Glocke, darunter auch ihre erstaunliche Rettung während des Zweiten Weltkriegs durch das Engagement des damaligen Gumpener Bürgermeis-ters Josef Triesl und des Schreinermeisters Ludwig Liedl. Zeitzeugin Rosa Schön, die noch heute in Seidlersreuth wohnt, berichtete anlässlich der Wiedersegnung, dass der damalige Bürgermeis-ter alle Glocken in den Ortschaften Gumpen, Pirk und Seidlersreuth vor dem Einschmelzen für die Kriegsmaschinerie bewahren wollte - letztlich mit Erfolg.
„Die historische Dorfglocke von Seidlersreuth ist somit nicht nur ein Zeitzeuge vergangener Epo-chen, sondern auch ein Symbol für die Zusammengehörigkeit und den Wert, den dieser Zusam-menhalt für die Bewohner hat“, freut sich Bürgermeister Matthias Grundler.